Ein Winterabenteuer in Bad REichenhall

Gleitschirmfliegen ist meine absolute Leidenschaft. Sofern das Wetter passt, versuche ich irgendwo abzuheben. Am liebsten von Flugbergen in der Umgebung von Bad Reichenhall. Ob Zwieselalm, Mittelstaufen oder Hochschlegel, oder alternativ an der Fürmann Alm bei Anger oder vom Gaisberg in Salzburg. Das geht alles auch nach einem anstrengenden Arbeitstag im Büro noch. Hier in der Umgebung gibt es eine große Auswahl an echt attraktiven Fluggebieten.

Leider sind gute Flugtage im Winter rar, denn widrige Wetterbedingungen machen oft jegliche Aussicht auf einen schönen Flug zunichte. Um auch in der kalten Jahreszeit abheben zu können, benötigt es nicht nur Geduld, sondern auch eine gezielte Vorbereitung. Angemessene Bekleidung ist dabei sehr wichtig, wenn man nicht mit abgefroren Fingern und Füßen unten ankommen will. Mit Thermik darf man nicht rechnen, dazu braucht es dann doch etwas mehr Wärme. Die Sonne ist im Januar zu schwach und schafft es kaum über den Berg zu kommen.

Mit der Predigtstuhlbahn geht es in 8 Minuten zur Bergstation

Wandern & Fliegen

Wir hatten Glück – ein guter Tag war vorhergesagt. Wir legte erst kurz vor Mittag los. Geplant war ein „Hike & Fly“ auf die Zwieselalm. Als wir jedoch am Listwirt oberhalb von Bad Reichenhall ankamen, sahen wir eine dicke Wolkenschicht, die direkt vor der Zwieselalm hing und sich, wie es aussah, auch nicht so schnell auflösen würde. So konnten wir nicht starten, denn ohne Sicht ist ein Gleitschirmflug nicht nur verboten, sondern auch lebensgefährlich.

Nach kurzer Überlegung planten wir, mit der „Grande Dame der Alpen“, der Predigtstuhlbahn auf den Reichenhaller Hausberg zu fahren. Über Salzburg war eine dichte Wolkenschicht aufgezogen, die zum Glück aber vor dem Bad Reichenhaller Tal Halt machte. Da auch kaum Wind vorhergesagt war, stand einem sicheren Flug nichts im Weg.

Auf dem Weg zur Schlegelmuldenalm

Bei der Predigtstuhlbahn angekommen mussten wir nicht lange auf die nächste Gondel warten. Und das Beste: Wir hatten die Gondel sogar exklusiv für uns! Je höher wir kamen, desto winterlicher wurde es. Ein kalter Wind blies uns entgegen als wir die Bergstation verließen. Der Schnee glitzerte im Sonnenschein und die alles war ganz still und leise. Innerhalb von 8 Minuten, die die Bahn vom Tal auf den Berg benötigt, ist man in einer ganz anderen Welt – einfach herrlich.

Der Weg zur Schlegelmulde-Alm war gut geräumt, doch der kurze Aufstieg zum Hochschlegel war nur von ein paar Tourengehern vor uns begangen worden und daher ohne Schneeschuhe etwas schwierig zu gehen. Immer wieder sanken wir bis zum Knie ein. Kurz vor dem Gipfel sahen wir einen anderen Paragleiter mit einem lauten Juchzer wegstarten. Das hieß schon mal, dass der Wind passt.

Durch den tiefen Schnee zum Hochchlegel

Bereit zum Abheben

Oben angekommen machten wir uns gleich startbereit, was im tiefen Schnee und dem steilen Startgelände gar nicht so einfach war. Fertig eingehängt versuchte zuerst Roman zu starten, blieb jedoch im Schnee stecken und der Schirm fiel wieder in sich zusammen. Ein wenig mehr Wind und er hätte den Schirm vielleicht noch über sich halten können. Er machte sich wieder startbereit und der zweite Anlauf funktionierte einwandfrei. Kurz darauf startete ich. Endlich wieder einmal „Airborne“! Nur im Moment sein und die Schönheit der Natur genießen – das ist für mich das Gleitschirmfliegen. Der Perspektivenwechsel gibt einem einen neuen Blick auf Dinge, die einem im Alltag beschäftigen.

Um diesen Moment der Freiheit festzuhalten, nehme ich gerne meine Kamera mit. Roman und ich flogen nahe beieinander und sein oranger Gleitschirm leuchtete in der winterlichen Landschaft. Ein tolles Fotomotiv dachte ich mir und holte die Kamera heraus. Dabei entstanden diese faszinierenden Aufnahmen, die ich euch nicht vorenthalten wollte.

Wir flogen an der Predigtstuhlbahn vorbei, die uns zuvor noch hinaufbefördert hatte. Unter uns schimmerte der saphirgrüne Saalachsee. Die Sonne stand schon tief und das matte Licht ließ kaum Schatten entstehen. Langsam wurde es kalt in den Fingern. Wir drehten noch eine kleine Runde über der Stadt, die aus der Luft so klein wie eine Miniatur wirkte. Dann flogen wir am Landeplatz auf der Weitwiese ein. Auch wenn der Abgleiter nur eine viertel Stunde dauerte, konnten wir viele schöne Eindrücke sammeln.

Zurück am Boden wurde uns auch gleich wieder warm. Den Rückweg zur Predigtstuhlbahn konnten wir uns ersparen, weil uns meine Frau und mein Sohn schon am Landeplatz freudestrahlend erwartet hatten.

Ein Erlebnis, das man einmal ausprobieren sollte. Vielleicht bei einem Tandemflug.

Happy Landings wünscht euch,
Euer Alex